Es scheint ein neuer Trend zu sein: Overlays. Was früher mal die guten alten Popups waren, die zu einer wahren Pest wurden, aber die sich einfach wegblocken ließen (bis auf ein paar trickreiche Außnahmen) sind jetzt wohl Overlays geworden. Ich habe nichts gegen Overlays – sofern sie von einer Userinteraktion gestartet werden – eben wie bei Popups. Aber was mich furchtbar nervt sind Overlays, die ohne zu fragen sich über den Content legen ohne dass ich den Content überhaupt betrachten konnte! Beispiele gefällig? Ich habe in den letzten Wochen einige gesammelt:
Nervige, nicht nachvollziehbare Overlays
„Startseite hat sich aktualisiert“ – Overlay
stern.de kam auf die grandiose Idee mir während ich den Artikel lese mit einem Overlay Bescheid zu geben, dass sich auf der Startseite etwas geändert hat:
Ich lese in aller Ruhe, werde unterbrochen, mache etwas anderes und will den Artikel dann weiterlesen – zack, Overlay da. Und weil man ja generell nicht so genau liest drückt man auf den großen roten Button. Der führt zur Startseite. Ja ich weiß, ich hab das auch gelesen, aber ich hab halt rechts unten auf die rote Fläche geklickt ohne zu lesen. Pech für mich. Schlimmer finde ich allerdings das Vorgehen von focus.de: Diese zeigen mir ein Overlay an mit dem von mir gelesenen Artikel, weil sie im Hintergrund bereits die Startseite eigenmächtig laden ohne dass ich das will.
Grund? Ich war einige Zeit inaktiv. Auch hier ist der „zur Startseite“ – Button schnell zu finden, der Text „Zurück zum Artikel“ jedoch nicht. Und weil Overlays mich nerven wie Popups schließe ich diese meist zu schnell.
Einschub vom 21.01.2015: Focus Online ist sogar noch schlimmer! Klickt man irgendeinen Link, der auf einen Beitrag auf deren Seite verweist kommt ein Overlay mit den neuesten Nachrichten auf der „Homepage“. Sprich: Ich klicke explizit einen Beitrag an, den ich lesen möchte und mir wird die Sicht verwehrt durch dieses riesige Overlay, welches mir die neuesten Nachrichten anzeigt. Ich WILL das aber gar nicht wissen, sondern eben den Beitrag lesen, den ich angeklickt habe!
Erklär mir jemand bitte, warum ich den Artikel nicht wie gewohnt lesen darf! Wollt ihr, dass sich eure Leser nicht fokussieren (Hah, 5€ in die Wortspielkasse!) auf den eigentlichen Artikel?
Du bist pleite!
Wer wettet weiß doch, wieviel Geld er noch hat … und wenn nicht stehts rechts oben immer gut sichtbar. Danke, bwin, ich weiß, dass ich Pleite bin.
Facebook-Like-Aufforderungen
Auch nervig: „Like unsere Seite!“ Vor allem dann nervig, wenn man gar keinen Facebook-Account hat und somit nicht mal erfreut sagen könnte: „Ah, gut dass ich dieses Overlay vor mir habe, ich hätte ja glatt vergessen die Seite zu liken!“:
Solche Overlays haben (hier nebst der nicht passenden Breite) sogar noch den Nachteil, dass, wenn der User im Namen einer Facebook-Seite unterwegs ist das Overlay sehr bescheiden aussieht:
Und es ist dazu auch noch unnütz. Es verdeckt den Content und der User muss es aktiv wegklicken.
Facebook-freie Variante: „Abonniere unseren Newsletter“
Es wirkt fast schon veraltet: Der Newsletter. Jetzt auch im Overlay: Bitte, trag dich da ein. Gibt es auch in unterschiedlichen Varianten, zum Beispiel grafiklastig mit einem Email-Eingabefeld:
oder als riesiges Formular mit Captcha:
Mich würde hier die „Erfolgsrate“ mal interessieren: Wieviele Leute wurden so schon angeworben für den Newsletter? In meinen Augen ist das die definitiv benutzerunfreundlichste Variante: Erst das Overlay, was ungefragt nach dem Aufruf der Seite den Inhalt verdeckt und weggeklickt werden muss, dann nicht einfach nur eine Emailadresse sondern auch gleich noch mehrere Daten, die angegeben werden müssen und um Spam zu verhindern noch ein Captcha dazu.
Nachvollziehbare Overlays
Feedback-Overlay bei gutefrage.net
Es gibt Fälle, in denen kann ich solche Overlays verstehen und halte sie auch für sinnvoll, z.B. bei gutefrage.net:
Hier spielt das Timing eine entscheidende Rolle – und auch die Position. Bisher (Stand Dezember 2014) kommt dieses Overlay in meinen Augen zu früh. Ich lese die Frage, lese die erste Antwort, scrolle ein bisschen nach unten und schon kommt das Overlay ohne dass ich den dahinterliegenden Inhalt zuende lesen kann. Der Grund für das Overlay ist für mich nachvollziehbar – das Timing und die Position jedoch zu aufdringlich.
„Zahl ich“ – Overlay bei der taz.de
Es gibt Fälle, in denen kann ich es nachvollziehen, auch wenn sie mich stören, wie z.B. bei der taz.de – dort gab es das Overlay, welches fragte, ob mir der Beitrag gefallen hat und wenn ja ob ich dafür ein paar Groschen ausgeben wollen würde oder gar Abonnent bin. Dieses Overlay hat den Content, den man lesen wollte, erfolgreich verdeckt. Es scheint es jedoch nicht mehr zu geben (was ich sehr befürworte! :) ).
Fazit
Ich für meinen Teil werde Seiten, die diese Overlays nutzen, sofort verlassen und in Zukunft auch nicht mehr besuchen. Hoffentlich sitzt irgendwo ein kleiner Analyst und kann den Verantwortlichen deutlich machen wie unsinnig, benutzerunfreundlich und sogar schädlich für die Besucherzahlen (zumindest ausgehend von mir als Person :) ) diese Overlays sind. Hätte ich genug Zeit würde ich sogar die Seiten besuchen und schnell wieder verlassen um die Absprungrate nach oben zu treiben ;).
Wie ich genau das HASSE. Ich lese schon einen Artikel bei Ihnen über z.B. Charlie Hebdo und sie wollen mich auf die brandaktuellen Prominews hinweisen und die neuen Leiden von HF.
Die haben sie nicht mehr alle mit diesem Trend. Ich werde ihren Artikel bei Popup auch nicht liken, wenn dann tue ich das ohne den Hinweis. Zum Glück gibt es ja aber Generation Candy Crush, die klickt überall drauf.
Habe gehört sogar auf die abgefuckten Werbebanner aus Flash, die einige zurückgebliebene Marketingabteilungen der Global Player immernoch bei Agenturen bestellen, clickt diese Generation und macht die 0.5% lächerlichen messbaren Werbeerfolg aus.
Pingback: Über die optimale Nutzung von Werbeflächen … | Dirty-Co.de
Pingback: Overlay – Overkill | Dirty-Co.de
Pingback: 2017: UX verbessern! - Couchblog